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Für eine bessere Spendenkultur
5/4/2010 von Ludwig zur Hörst
Archivtext

Ana yi africa – Brücken nach Afrika e.V.

Nicht ausgereifte Mikrokreditvergabe

Eine der ersten Mikrokreditempfängerinnen in Togo
Bild: Heike Eggers - ana yi africa

Mikrokredite sind hervorragend dazu geeignet, um Menschen in armen Ländern einen Start in die eigene Existenz zu ermöglichen. Togo gehört zu den ärmsten und gleichzeitig auch zu den korruptesten Ländern der Welt. Genau dort hilft die Organisation ana yi africa – Brücken nach Afrika e.V. seit mittlerweile vier Jahren. Allerdings lassen die Strukturen des Vereins und die teils fragwürdige Verrechnung von Reisekosten keine Empfehlung zu.

Entstehung. 2006 wurde der Verein von Heike Eggers und ihrer Schwester Anke Angelike gegründet. Heike Eggers war zuvor Flüchtlingsbeauftragte in einer Kirchengemeinde und betreute ein Asylhaus. In dieser Zeit lernte sie Jérôme Dodji Fiayiwo mit seiner Organisation Promo Orga H. kennen. Daraus entstand anfänglich der Wunsch, 100 Kindern den Schulbesuch zu finanzieren. Dafür mussten in Deutschland Unterstützer gefunden werden. Da sich aber keine der bisherigen großen Organisationen dazu bereit erklärte, gründeten die zwei Schwestern den Verein ana yi africa – Brücken nach Afrika. Später entstand daraus die Idee, den Menschen in Togo durch die Vergabe von Mikrokrediten zu helfen.

Projekte. Durch Spenden können über 130 Kinder in Lomé und im Millenniumsdorf Gnivé in der Region Vogan zur Schule gehen. Außerdem werden dort neue Häuser gebaut und Wiederaufforstungen betrieben. Ein Fokus der Arbeit von ana yi africa liegt auf den Mikrokrediten. Damit werden Familien und Bauern unterstützt, die das Geschäftsleben und die Landwirtschaft in der Region beleben sollen. Die Kredite werden von der dort gegründeten Kopeme Bank verteilt. Jeder Kunde der Bank kann auch einen kleinen Betrag einzahlen, der ihm medizinische Versorgung garantiert. Diese Versorgung wird unter anderem durch die Gesundheitskarawane Togo sichergestellt. Die Karawane besteht derzeit aus zwei Wägen mit jeweils drei Ärzten und einem Fahrer. Diese bieten monatliche Untersuchungen und medizinische Aufklärung an. Jedes Mitglied zahlt dafür zwei Euro im Jahr. Die hergestellten Produkte der Kreditnehmer werden auch in Deutschland auf Fair-Trade-Basis vertrieben. Sie können entweder im Internet unter africa-promo.de oder bei den Marktständen von ana yi africa erworben werden.

Exkurs. Das System der Mikrokredite folgt einfachen Regeln. Es werden kleine Beträge an arme Menschen vergeben, die sich damit ein eigenes Geschäft aufbauen können. Das Geld wird zurückgezahlt, sobald sich das Geschäft selbst trägt, was meist schon nach wenigen Wochen der Fall ist. In der Regel wird das Geld nur an Frauen vergeben, da sie zuverlässiger im Umgang damit sind. Die Kreditnehmer werden regelmäßig überprüft, geschult und beraten. Bei zuverlässiger Rückzahlung können sie bei Bedarf in weiteren Schritten Kredite bis zu 200 Euro aufnehmen.

Togo. Brücken für Afrika vergibt in Togo ein „Startgeld“ von 15 Euro. Das reicht, um ein Geschäft zu beginnen und bei einem Misserfolg entsteht kein allzu großer Verlust. Von der Kopeme Bank werden Kredite vor allem an Gruppen oder Dorfgemeinschaften vergeben. In diesen Verbunden sind zum Teil auch Männer, was für das Mikrokreditsystem eher unüblich ist. Laut Heike Eggers würden ansonsten die dörflichen Strukturen zerstört. Als ein Geldgeber aus Deutschland für die Kredit gebende Kopeme Bank fungiert ana yi africa. Darüber hinaus wirbt das 2009 gegründete Unternehmen Just Capital mit Heike Eggers als Geschäftsführerin Investoren für Mikrokredite an, unterhält aber ansonsten keine geschäftlichen Beziehungen mit ana yi africa. Der Verein finanziert sich überwiegend aus Spenden und kann daher nur kleinere Beträge zur Verfügung stellen. Just Capital ist eine GmbH mit Anlegern, die auch Gewinne erwirtschaften wollen. Die Rückzahlung von Mikrokrediten fließt laut Heike Eggers allerdings zuerst an die Anleger, die ihr Einlage mit 6,5 Prozent verzinst bekommen. Das Geld vom Verein wird bei einem größeren Ausfall von Mikrokrediten als „First Loss Tranche“ behandelt und schützt damit die Investoren vor Verlusten.

Austausch. Der Gründer der Kopeme Bank, Jérôme Dodji Fiayiwo, war mehrfach in Deutschland, um Erfahrungen zu sammeln und sich für seine Sache weiterzubilden. Er und Heike Eggers waren im Mai 2009 in Bangladesch bei Muhammad Yunus, Pionier des Mikrokredits und Friedensnobelpreisträger, um dort ein Trainingsprogramm zu absolvieren. Diese Ausbildungskosten und auch Teile der Kosten von Fiayiwos Reisen nach Deutschland wurden vom Verein getragen. Angelike und Eggers besuchten 2009 gemeinsam Togo, um sich von ihren unterstützten Projekten einen Überblick zu verschaffen. 2007 war Eggers schon alleine zu Besuch, damals aber noch auf eigene Kosten.

Finanzen. Sowohl die Reisekosten als natürlich auch die Spendeneinnahmen, -ausgaben und sonstige Verwaltungskosten über Porto bis hin zu Bürokosten sind in den Jahresberichten aufgelistet. Diese wurden auf Anfrage zur Verfügung gestellt oder sind in der aktuellen Version auf der Internetpräsenz des Vereins zum Download verfügbar. Die Aufstellungen sind mit Vergleichen zum Vorjahr angegeben. So beliefen sich die Nebenkosten im Jahr 2007 noch auf 9,7 Prozent der Gesamtausgaben. Leider sind sie in 2008 auf 14,7 Prozent gestiegen und in 2009 inklusive der Reisen auf nun 19,9 Prozent. Im letzten Jahr bekam der Verein insgesamt 65.590 Euro an Spenden. Im aktuellen Jahresbericht sind außerdem die Kreditvergaben der Kopeme Bank von 2006 bis Februar 2010 angegeben. So hatte die Bank Anfang dieses Jahres 5.000 Kreditnehmer, die im Schnitt 60 Euro erhalten haben. Das vom Verein an die Kopeme Bank für Mikrokredite zur Verfügung gestellte Geld gehört laut Auskunft von Heike Eggers der Kopeme Bank. Diese wiederum befindet sich zu 70 Prozent im Besitz von Jérôme Fiayiwo. Die wesentlichen restlichen Anteile gehören zu jeweils 12,5 Prozentpunkten dem Verein ana yi africa und der Just Capital. Da die Spenden von ana yi africa in das Eigenkapital der Kopeme Bank fließen, steigt damit der Wert der Gesellschaftsanteile.

CW-Meinung. Angst um zu wenig Information und Transparenz ist bei ana yi africa nicht angebracht. Der zur Verfügung gestellte Jahresbericht kann mit einer Fülle an Informationen über verschiedene Projekte aufwarten und auf der Internetplattform sind die aktuellsten Berichte und Zahlen nachlesbar. Hinsichtlich der vom Verein bezahlten Reisen ist allerdings nicht nachvollziehbar, warum eine Reise nach Bangladesch, die auch die kommerziellen Aktivitäten von Jérôme Fiayiwo und Heike Eggers unterstützt, vom Verein bezahlt wird. Darüber hinaus ist die Kontrolle innerhalb des Vereins eingeschränkt, weil der erste und zweite Vorstand Schwestern sind. Am schwersten wiegen aber die Interessenskonflikte aus den unterschiedlichen Funktionen von Heike Eggers. Das schadet leider der engagiert umgesetzten Idee der Spendengewinnung für eine Mikrokreditvergabe in Togo.