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Für eine bessere Spendenkultur
4/29/2010 von Stefan Loipfinger
Archivtext

CRF Krebsbekämpfung

Als Geschäftsadresse eine Rechtsanwaltskanzlei

Präsenttasche soll "Krebs in der Kindheit erträglich" machen
Bild: CRF Spendenaufruf

Die sechsjährige Leukämiepatientin Elisabeth wird in einem Bettelbrief der CRF Krebsbekämpfung GmbH zitiert: „Mutti, halte mich bitte ganz fest. Mir ist so kalt.“ Diese emotionale Schilderung aus einem vierseitigen Schreiben soll zum Spenden animieren. Der Unterzeichnende Greg Anderson, der offiziell Gregory Brainard Anderson heißt, schreckt sogar nicht davor zurück, vor einer finanziellen Pleite seiner Organisation zu warnen, wenn nicht schnell weitere Spenden eingehen. Weiterhin schreibt er: „Seit 1985 haben wir auf internationaler Ebene eingehende Forschungen mit über 16.000 Krebsüberlebenden durchgeführt.“ Doch wie kann das sein, wenn die CRF Krebsbekämpfung GmbH, die vorher Stiftung Krebsbekämpfung gGmbH hieß, erst 2005 gegründet wurde? Zusammen mit vielen weiteren Fragezeichen kann CharityWatch.de nur eine klare Warnung vor dieser zweifelhaften Organisation aussprechen.

Historie. Im Dezember 2005 wurde die Stiftung Krebsbekämpfung gGmbH gegründet. Durch Beschluss der Gesellschafterversammlung vom 12. März 2009 ist der Sitz von Frankfurt nach Berlin verlegt worden. Gleichzeitig wurde der Name auf CRF Krebsbekämpfung GmbH geändert. Geschäftsführer ist der in den USA lebende Gregory Brainard Anderson. Als Geschäftsadresse sind die Rechtsanwälte Schmitz, Knoth in Berlin angegeben. Für die Bettelbriefe wird als Absender allerdings eine Postfachadresse in Niederaula benützt.

Zweck. Wie bei der Stiftung Krebsbekämpfung ist auch bei der CRF Krebsbekämpfung als Zweck angegeben, dass ausschließlich und unmittelbar gemeinnützige und mildtätige Zwecke verfolgt werden. Wer aber das Kleingedruckte von einem Überweisungsträger bei einem Spendenaufruf liest, wird eines besseren belehrt: „Wir weisen darauf hin, dass wir aufgrund des Bescheids des Finanzamtes Frankfurt am Main vom 29. Oktober 2008 [...] derzeit nicht berechtigt sind, Zuwendungsbestätigungen für steuerliche Zwecke auszustellen.“ Im Klartext: CRF Krebsbekämpfung wurde die Gemeinnützigkeit versagt!

Finanzzahlen. CharityWatch.de wollte sich aufgrund von Leseranfragen über die Verwendung der Spendengelder informieren. Zwei Anfragen an die Postfachadresse in Niederaula und die Geschäftsadresse bei den Rechtsanwälten Schmitz Knoth wurden per Post verschickt und kamen nicht zurück. Eine Antwort blieb aber aus. Bei telefonischen Nachfragen wurde dann auf den zuständigen Dr. Carsten Veenker verwiesen. Dieser ist Rechtsanwalt bei der Bonner Niederlassung von Schmitz Knoth und gibt in seiner Vita als ein Schwerpunktthema „Recht der gemeinnützigen Organisation“ an. Über sein Vorzimmer wurde mitgeteilt, dass ein Jahresbericht mit Finanzzahlen, der über die Verwendung der Spendengelder Auskunft geben würde, nicht zur Verfügung gestellt wird.

Bettelbrief. In einem weiteren Spendenaufruf sucht Gregory Anderson Sponsoren für eine „Bärenstarke Präsenttasche“. Dabei soll es sich um „ein Projekt der Stiftung Krebsbekämpfung“ handeln. Da die Stiftung Krebsbekämpfung in CRF Krebsbekämpfung umbenannt wurde, kann das nur als ein absolut unseriöser Versuch bezeichnet werden, einen gemeinnützigen Anstrich zu vermitteln. Aber auch der Rest des Briefes entspricht nicht den Gepflogenheiten seriöser Spendenmailings: „Ich glaube, Sie werden mir beipflichten, dass das Leben eines Kindes mehr wert ist als 25 Euro.“ Das sind die Kosten für die „Bärenstarke Präsenttasche“, die an krebskranke Kinder verschickt werden soll. Gregory Anderson spricht sogar davon, dass durch diese Präsenttasche geholfen wird, den Krebs zu besiegen.

CW-Meinung. Stark emotionale und teilweise irreführende Spendenaufrufe, eine Postfachadresse als Absender, eine Rechtsanwaltskanzlei als Geschäftsadresse, ein in den USA lebender Geschäftsführer und die Verweigerung von Finanzzahlen, die über die Verwendung der Spendengelder Auskunft geben würden. Die fehlende Gemeinnützigkeit rundet das mehr als zweifelhafte Bild am Ende nur noch ab. Ein klarer Fall für die CharityWatch-Warnliste.